Im Berthold-Martin-Haus arbeiten drei approbierte Psychotherapeuten mit verhaltenstherapeutischer Ausrichtung. Die Bewohner der Intensivwohngruppe haben zweimal pro Woche, die Bewohner der Regelwohngruppe einmal pro Woche und die Bewohner der Verselbständigungsgruppe alle zwei Wochen Psychotherapie. Bei Bedarf kann die Intensität stark variieren. Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Psychotherapeuten und den Pädagogen, damit Erarbeitetes aus der Therapie in konkretes Verhalten in (schwierigen) Alltagssituationen mit pädagogischer Unterstützung umgesetzt werden kann. Dies erfolgt immer in Absprache mit den jungen Menschen unter Einhaltung der Schweigepflicht.

Für unsere Bewohner ist es oft von entscheidender Bedeutung, dass therapeutische Interventionen eng mit ihrem Lebensalltag verknüpft sind und damit für sie auch plausibel. Sonst bleibt für sie Therapie etwas „Abgehobenes“,  „etwas, was mir eh nichts bringt“ oder im schlimmsten Fall etwas „Peinliches“, was in die, in der Pubertät sowieso suspekte (und zu kritisierende) Erwachsenenwelt gehört. Der entscheidende erste Schritt ist oft, den Jugendlichen über die therapeutische Beziehung und eine feste Alltagsstruktur Sicherheit und Hoffnung auf Veränderung zu geben. Dies gelingt am besten, wenn therapeutische Interventionen zunächst an ihren Bedürfnissen und Motiven ansetzen. Dazu gehört bei Jugendlichen in der Pubertät das Bedürfnis, alles was den Selbstwert verletzen oder in Frage stellen könnte abzuwehren. Wir sehen es deshalb als großen Vorteil im Berthold-Martin-Haus, dass die Jugendlichen nicht wählen müssen, ob sie zur Therapie gehen möchten und damit zum Beispiel eingestehen, dass sie es nötig haben. Da die regelmäßige Therapie zum „normalen Programm“ gehört und für alle verpflichtend ist, können sie ohne diesen „Freiwilligkeitsdruck“ ausprobieren und im Alltag erfahren, was ihnen therapeutische Unterstützung bringen kann